Zum Programm – Österreichische Barockmusik: Adaptionen und Originalität

„Fuchs, das hast du ganz gestohlen.“ Wäre Johann Nepomuk Fuchs der Plagiatsprüfung unterzogen worden, hätte er dennoch Joseph Haydns „Applausus“ am Cembalo nach der Aufführungsanweisung seines Vorgesetzters  nicht gespielt. Tatsächlich war es aber Franz Nikolaus Novotny, der diese Rolle übernahm, bevor er frühzeitig verstarb.

Hat Gregor Joseph Werner bei Johann Joseph Fux studiert, oder doch anderswo, möglicherweise in Breslau oder im Stift Melk? Werner wurde jedenfalls in Ybbs an der Donau in Niederösterreich geboren.

Während François Couperin in seinem Vorwort zum Troisième Livre seine Missbilligung äußerte, wenn jemand seine Musik mit eigenen Verzierungen spielte, bearbeitete Gottlieb Theophil Muffat Händels große Suiten und Fugen mit eigenen Verzierungen. Die Abschrift von Muffat der Cembalowerke seines Lehrers Johann Joseph Fux war „mit Sicherheit“ originalgetreu, oder?

Die Orgelpartitur der B-Dur Messe, Hob. XXII:7 von Haydn, umgeschrieben von Karl Kraus, dem Regens Chori, und Zagitz, ist nicht vergleichbar mit der autographischen Fassung von Haydns Werken in der österreichischen Nationalbibliothek. Albrechtsberger schrieb die Stimmführung des Wohltemperierten Klaviers von Bach um, aber die Werke in Roskovskys Sammlung waren „ganz sicher“ originale Kompositionen von Gottlieb Muffat, oder? Jedenfalls stehen die Musikstücke von Fux aus Roskovskys Sammlung in der revidierten Gesamtausgabe.

Dieses Konzert versucht, nicht nur den Originalklang der österreichischen Barockmusik wiederzubeleben, sondern auch die musikalische Praxis des 18. und 19. Jahrhunderts aus einem neuen Blickwinkel hinsichtlich der Originalität zu betrachten.

Aber die Werke von Wohanka wird niemand zuletzt anzweifeln; sie sind sicherlich nicht gestohlen.